Wie jedes Jahr im Herbst werden gleich drei nationale Buchpreise im deutschsprachigen Raum vergeben. Deutschland, Österreich und die Schweiz küren das aus ihrer Sicht beste Buch des Jahres. Wir haben für Euch unsere Favoriten aus den nominierten Titeln ausgewählt.
Der Deutsche Buchpreis wird bereits am 16. Oktober vergeben. Auf die aus sechs Titeln bestehende Shortlist – also jene Titelliste, aus denen die Preisträgerin oder der Preisträger schließlich ausgewählt wird – hat es auch ein österreichischer Autor geschafft. Tonio Schachinger beschreibt in seinem Roman „Echtzeitalter“ die Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens von Till Kokorda in einem elitären Wiener Internat. Till passt nicht so Recht in das snobistische Umfeld. Und was kann man als junger Mensch von antiquierten und despotischen Klassenlehrern schon für das Leben lernen? Till führt eine Art Doppelleben, von dem sein Umfeld nichts ahnt: Seine Leidenschaft ist das Gamen in Online-Communities, wo er schon mit 15 eine Berühmtheit ist. Beim Echtzeit-Strategiespiel „Age of Empires 2“ ist er der jüngste Top-10-Spieler der Welt. Aber wie real ist das Glück in der digitalen Welt? Im Abschlussjahr 2020 schließlich kommt für Till im Leben und in der Schule alles anders als gedacht. Eine einfühlsame Erzählung ganz ohne Klischees.
Zeitlich als nächstes ist dann der Österreichische Buchpreis dran, der am 6. November im Vorfeld der Buchmesse Buch Wien vergeben wird. Hier hat es unter anderem Milena Michiko Flašar mit ihrem Buch „Oben Erde, unten Himmel“ auf die Shortlist geschafft. Wie alle ihre Bücher spielt die Handlung in Japan. Die junge Suzu lebt in einer Großstadt. Mit Menschen kann sie nicht viel anfangen, sie versucht eher unsichtbar zu bleiben. Eine tiefe Beziehung hat sie nur zu ihrem Goldhamster. Als sie beim Putztrupp von Herrn Sakai anheuert, beginnt sich ihr Leben jedoch langsam, aber komplett zu verändern. Herrn Sakais Firma ist auf „Kodokushi-Fälle“ spezialisiert. Das sind Fälle, wo Menschen unbemerkt in ihren Wohnungen versterben. Bis jemand aus der Nachbarschaft die Polizei verständigt, kann der tote Körper schon recht viel unangenehme Hinterlassenschaften produzieren… Doch Suzu hat einen robusten Magen, sie lernt schnell und ihr neuer Chef und ihre Kollegen bringen die Mauern, die sie um sich errichtet hat, bald zum Bröckeln. Ein großartiger Roman über Nachsicht, Umsicht und Achtung vor den Lebenden und den Verstorbenen.
Am 19. November wird schließlich noch der Schweizer Buchpreis vergeben. Eines der fünf dafür nominierten Bücher ist „Mr. Goebbels Jazz Band“. Darin erzählt Demian Lienhard die fast bis ins Detail wahre Geschichte einer Big Band, die Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels für den Auslandsradiosender Germany Calling gründen lässt. Auch Juden und Homosexuelle spielen darin um ihr Überleben. Dann taucht ein Schweizer Schriftsteller auf, der einen Roman über die Band schreiben soll. Es ist ein temporeiches Buch, aus wechselnden Perspektiven erzählt, das tiefe Einblicke in die Propagandamaschinerie des Dritten Reiches bietet.
- Tonio Schachinger
Echtzeitalter
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Rowohlt Verlag (zur Verlags-Website) - Milena Michiko Flašar
Oben Erde, unten Himmel
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Wagenbach Verlag (zur Verlags-Website) - Demian Lienhard
Mr. Goebbels Jazz Band
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Frankfurter Verlagsanstalt (zur Verlags-Website)